Die Fasnacht ist nicht totzukriegen

Von Katharina Arni-Howald, Solothurner Zeitung, 22.02.2018

Die Solothurner Fasnacht ist ein wichtiges Stück Stadtgeschichte. Davon ging Wolfgang Wagmann aus, als er die Grauen Panther mit einem unterhaltsamen Vortrag auf eine Reise in die alten und neuen Bräuche der Solothurner Fasnacht mitnahm.

Bereits im Mittelalter wurde die Fasnacht in Solothurn ausgelebt. «Es waren der rohe und derbe Umgangsformen, und die Obrigkeit hatte Mühe, die regelmässig überbordende Bevölkerung im Zaum zu halten», erinnerte Wagmann, einst Ober der Narrenzunft Honolulu, an ein längst verflossenes Zeitalter, als es an der Fasnacht zu Kriegszügen kommen konnte und Unmengen von Wein, Fleisch, Pasteten und Fasnachtsküchlein verspeist wurden. «Bei einer Fasnachtsvisite des Standes Schwyz verjubelte Solothurn 1486 umgerechnet 100‘000 Franken, oder den 16. Teil seiner Jahreseinnahmen!», brachte er das Publikum zum Staunen.

Der erste Umzug

Als sich 1530 die französische Gesandtschaft in Solothurn einrichtete und die Patriziersöhne das Hofleben in Versailles kennenlernten, änderten die Sitten. Anstelle des nächtlichen Maskenlaufens traten Maskenbälle, vorerst für die noble Gesellschaft, in den Vordergrund. Wie der Referent betonte, geht auch der erste Fasnachtsumzug 1734 mit mythologisch-kalendarischen Szenen auf das Konto der Ambassade.

Mit Beginn der Französischen Revolution war allerdings vorerst Schluss mit den fasnächtlichen Aktivitäten. «Weil sie hinter den Larven revolutionäre Umtriebe für möglich hielt, schränkte die patrizische Regierung vor allem die Maskeraden ein», so Wagmann.

Revival für die Fasnacht

Das war aber keineswegs das Ende der Fasnacht in Solothurn. 1845 brachte der Schriftsteller Alfred Hartmann erstmals die damals schweizweit wöchentlich erscheinende satirische Zeitschrift «Postheiri» heraus, dessen Inhalt sich bald um die imaginäre Figur des «Hilarius Immergrün» und dessen Töchterchen Elisi gruppierte. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es zur Gründung der Narrenzunft Honolulu. 1888 versuchten offenbar einige Trommlergruppen eine lärmige Tagwacht. Daraus entstand die heutige Chesslete. 1900 wurde am Aschermittwoch der erste Böögg, ein Papierdrache, verbrannt. Der 1. Weltkrieg und der Grippewinter 1918/19 legten die fasnächtlichen Aktivitäten erneut lahm. «Bemerkenswert ist, dass gerade in den schwierigen Zeiten der Depression und nach den Kriegswirren am Solothurner Fasnachtsbaum neue kräftige Triebe ausschlugen», so Wagmann. Nach und nach setzten weitere Zünfte, Guggemusigen und Schnitzelbankgruppen neue Akzente. Heute stehen rund 1200 Aktive und mit den Schnitzelbänken über 40 Gruppierungen hinter der Fasnacht.

«Die Solothurner Fasnacht hat Kriege, Revolutionen, Wirtschaftskrisen und den Gesellschaftswandel überstanden», resümierte Wagmann am Ende seines Vortrags. Frühere Fasnachtsgrössen hätten ausgedient, das Intrigieren sei verloren gegangen, viele Fasnachtsbeizen seien verschwunden und die Strassenfasnacht habe sich verändert. Doch die Fasnacht lebt: «Solange wir zu ihr schauen, wird es sie auch in Zukunft geben.»